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Mercier, Louis-SĂ©bastien.


Das Jahr Zwey tausend vier hundert und vierzig. Ein Traum aller TrĂ€ume. [Motto:] Die gegenwĂ€rtige Zeit ist schwanger von der Zukunft. – Leibnitz. (A.d. Französ. von C.F.WEIßE). London (d.i. Leipzig, Schwickert) 1772. (10) Bll., 524 S. Halblederband d.Zt. mit RĂŒckenschild und -vergoldung. Etwas berieben, RĂŒckenverzierung erneuert. 1400 €
Erste dt. Ausgabe (Holzm./B. VI,5878; Fromm IV,17333; Weller, Druckorte I, 105; Slg.Hevesi 849; Goedeke IV,139,8 [C.F.Weiße]). - Auf gutem Papier, dennoch teils etwas gebrĂ€unt und (stock-) fleckig.
L.-S.MERCIER (1740 – 1814) gilt als „eine der schillerndsten Figuren der französischen Literatur des 18.Jh.s. ... Zusammen mit RESTIF und CUBIÈRES [bildete] er in der französischen Literaturszene der zweiten HĂ€lfte des 18.Jh.s ‚das Triumvirat des schlechten Geschmacks‘. ... unbestritten aber ist, daß namhafte französische Schriftsteller des 19.Jh.s wie CHATEAUBRIAND, HUGO, BALZAC und BAUDELAIRE ihn als eine wichtige Quelle ihrer Inspiration ebenso zu schĂ€tzen wußten wie östlich des Rheins LENZ, KLINGER, JEAN PAUL, WIELAND und nicht zuletzt GOETHE und SCHILLER. Ebenso umstritten ... ist sein [im frz. Original] 1771 erschienener utopischer Roman 'Das Jahr 2440', das heute ... als sein Hauptwerk gilt. Sofort nach seinem Erscheinen in Frankreich verboten, erregte es nicht nur das Mißfallen der staatlichen AutoritĂ€ten in Frankreich, sondern auch das der katholischen Kirche. ‚Im Jahre 1778 wurde es vom spanischen General-Inquisitor Don FELIPE BERTRÀN als im höchsten Grade ‚gottlos, verwegen, gotteslĂ€sterlich‘ verurteilt. Die LektĂŒre wird unter Androhung des Kirchenbanns schĂ€rfstens unteragt, und zwar in diesem Falle ausdrĂŒcklich auch dem Kreise derjenigen Personen, ‚welche die Erlaubnis besitzen, verbotene BĂŒcher zu lesen‘. ... Doch schon kurz nach seinem Erscheinen wies kein geringerer als WIELAND auf den hohen zeitdiagnostischen Gehalt dieses Romans hin.“ (R.Saage. Merciers Das Jahr 2440 und die ‚kopernikanische Wende‘ des utopischen Denkens, S.49f. In: Utopie kreativ, 1999, H.101). „F.H.JACOBI gegenĂŒber ... hatte WIELAND das Buch als eine ganz einzigartige Erscheinung ... gerĂŒhmt und wiederholt zur LektĂŒre empfohlen.“ (H.Jaumann im Nachwort zum Neudruck 1982, S.327). „Seit der Veröffentlichung seines utopischen Romans ... gehörte MERCIER zweifellos zu der radikalsten politischen Fraktion der AufklĂ€rung. Es verwundert daher nicht, daß er begeistert den Ausbruch der Französischen Revolution begrĂŒĂŸte, die er – wie er oft betonte – bereits in ... 'Das Jahr 2440' vorhergesagt hatte.“ (Saage S.49). Die „Zeitdimension ist das Bahnbrechende bei MERCIER, daß nĂ€mlich die Funktion des Perfectioideals nicht mehr auf die des Gegenbildes beschrĂ€nkt ist, sondern als Zukunftsbild erscheint. Darin liegt die Rechtfertigung, von einem neuen Typus der Utopie, dem der Zeitutopie, zu sprechen: Die Zukunft steht in dem Kontinuum der Gegenwart, und die Geschichte ist ein Weg zur Perfektion.“ (J.Shin. Der „bewusste Utopismus“ im Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil. WĂŒrzburg 2008, S.21). Das Titelmotto ist verkĂŒrzt LEIBNIZ‘ Monadologie §22 entlehnt.
 
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