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Pezzl, Johann.


Merkwürdige Schriften zum Andenken des philosophischen Jahrhunderts. Mit einem Titelkupfer. Europa (d.i. Nürnberg, Eichhorn) 1785.. 8°. 320 S. . Halblederband d. Zt. auf fünf Bünden mit Rückenvergoldung. Etwas berieben, Kanten etwas bestoßen. Vorderdeckel mit vergoldetem Supralibros (E.Michahellessche Bibliothek Hamburg). 0 €
Erste Ausgabe der Sammlung (nicht bei Goedeke; Hirschberg, Taschengoedeke S.376; Hayn/G. VII,216; Weller, Druckorte S.128; Holzm./Boh. VII,9193). - Etwas stockfleckig.
Das Buch vereinigt zwei anonyme Schriften. Die erste mit dem Kopftitel (S.19) 'Der vor dem Tribunal der Europäischen Mächte angebrachte Rechtshandel der drey Könige'. Das „sonderbare Buch“ (Bodi), „das große Ähnlichkeit mit einem barocken ‚Totengericht’ zeigt. Der Kaiser, der Sultan, die Könige von Schweden, Polen und Preußen, ... der rebellische Korse PAOLI und BENJAMIN FRANKLIN, als Repräsentant der Vereinigten Staaten debattieren in oft sehr revoluzzerischem Stil über politische Gegenstände. Im Mittelpunkt steht die Diskussion um die Berechtigung des amerikanischen Freiheitskrieges, wobei aber auch Fragen wie die der Behandlung des Volkes durch despotische Machthaber, des Rechts der Unterdrückten auf Rebellion, des ewigen Friedens und der stehenden Heere der Fürsten in das Gespräch geworfen werden. Die Sitzung endet völlig ergebnislos...“ (Bodi, Tauwetter S.318f.). Mit eigenem Zwischentitel schließt sich die zuerst 1775 deutsch pseudonym GOTTLIEB PANSMOUSER erschienene Schrift 'Die Theilung von Pohlen in sieben Gesprächen ...'. In deren Mittelpunkt stehen FRIEDRICH II., der Bankier VEITEL EPHRAIM, „Ephraim, Freyherr von Joppe“ genannt, die Kaiserin von Rußland und die von Österreich. Friedrich ist als Machtpolitiker ohne Scheu vor Lug und Betrug dargestellt, wenn es um seine und Preußens Interessen geht, hier bei der Teilung Polens. Dazu sucht er willfährige Schreiberlinge, die seiner vertrags-brüchigen Politik „den Schein einiger Billigkeit geben“; zu diesem Zweck auch überredet er EPHRAIM so geschickt, die Währung zu manipulieren, daß dieser ausruft: „O! wollte Gott, Sire, daß Euer Majestät König der Juden würde! Sie würden ein vortreflicher Meßias nach unserm Geschmacke seyn.“ Lediglich nach einem Hinweis im Katalog der Bibliothek Portheim wird das Werk J.Pezzl (Mallersdorf/Niederbayern 1756 - 1823 Oberdöbling bei Wien) zugeschrieben. Das kann, wenn überhaupt, nur für die erste der enthaltenen Schriften (Der vor dem Tribunal der Europäischen Mächte angebrachte Rechtshandel ...) gelten. In Bodis Anmerkungen zu diesem "sonderbaren Buch" (Tauwetter S.318f.) schwingen Zweifel an Pezzls Autorschaft. Weder Stil noch Inhalt passen schlüssig zu Pezzl. Wahrscheinlicher scheint mir, daß dieser Text ebenso wie der andere enthaltene (Die Theilung von Pohlen ...; vgl. Bl. No.1057) älteren Datums und eine Übersetzung ist. Der zweite mit größter Wahrscheinlichkeit, möglicherweise aber auch beide Texte stammen von oder aus dem Umkreis des berüchtigten Zuhälters, Erpressers, Spions und "philosophe cynique" CHARLES THÉVENEAU DE MORANDE (1741 - 1805 ?), der seit 1770 als frz. Emigrant in London Verfasser etlicher Schmäh-, Streit- und Skandalschriften war. Seit 1774 stand er in BEAUMARCHAIS' Diensten in London und agitierte und spionierte für diesen im Sinne der amerikanischen Revolutionäre (ein Hauptthema der ersten der vorliegend enthaltenen Schriften). Während der nächsten zehn Jahre scheinen die Veröffentlichungen des "libertin dangereux" (Voltaire) sich jeweils ganz mit den Interessen BEAUMARCHAIS' zu decken, seine Gegner waren auch dessen. Was aber war die Rolle Pezzls? Beschränkt sie sich also möglicherweise auf die Herausgeberschaft? Eine intensivere Untersuchung wäre zweifellos interessant.
 
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