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Stübel, Andreas.


Der neu-bestellte Agent von Haus aus, mit allerhand curieusen Missiven, Brieffen, Memoralien, Staffeten, Correspondencen und Commissionen, nach Erforderung der heutigen Staats- und gelehrten Welt. Der Ersten Fonction Erste Dépèche (- Dritten Fonction Zwölffte Dépèche). Sechsunddreißig Hefte („Dépèchen“) in drei Bänden („Fonctionen“) [d.i. alles, was erschien]. Mit sechsunddreißig Kupfertafeln. Freyburg, bey Johann Georg Wahrmund (d.i. Leipzig, Friedrich Groschuff) 1704 - 1709. I. Bd.: 1092 [r. 1094; 105 ist doppelt gezählt] S., (24) Bll. und (3) Bll. Hefttitel außerhalb der Paginierung. II. Bd.: (2) Bll., 1074 S., (19) Bll. Register und (5) Bll. Hefttitel außerhalb der Paginierung. III. Bd.: 1066 S. [von 1070; Ss.7-10 sind nicht eingebunden], (15) Bll. Register und (3) Bll. Hefttitel außerhalb der Paginierung. Pergamentbände d.Zt. mit goldgeprägtem Rückentitel, Schutzkanten. Deckel teils leicht gebogen, dadurch die Innendeckelbezüge etwas aufgeplatzt. Insgesamt sehr sauber und wohlerhalten. 1800 €
Erste Ausgabe (Kirchner 1568; Diesch, Nachträge 481a; nicht bei Goedeke; Klinckowstroem, Gusmao-Bibliographie 7). - Jeweils erster Titel mit altem Eigner- („Gymnasial Bibliothek zu Torgau“) und Abgabestempel. Teils etwas stockfleckig, vereinzelt kurze Randeinrisse. Die in Bd.3 fehlenden Ss.7-10 waren dem ungewöhnlich wohlerhaltenen Exemplar nie beigebunden. Mangels genauer Kollationierungen bei anderen nachweisbaren Exemplaren kann ich nicht feststellen, ob diese je erschienen.
ANDREAS STÜBEL (auch: Stiefel; Dresden 1653 – 1725 Leipzig) war nicht ganz aus freier Wahl von Beruf Journalist geworden. Schon während seiner Zeit an der Fürstenschule in Meißen war seine herausragende Begabung aufgefallen. Seit 1673 als kurfürstlicher Stipendiat an der Universität in Leipzig widmete er sich mit großem Erfolg philosophischen, philologischen und theologischen Studien. Bereits 1674 wurde er Baccalaureus, 1676 Magister der Philosophie. 1682 wurde er als Collega Tertius an die Leipziger Nicolaischule berufen, „vertauschte diese Stelle aber schon 1684 mit dem Conrectorat an der Thomana.“ (F.Koldewey, in: ADB 36,S.703). Er erlangte 1687 die Berechtigung, Theologie an der Universität zu lesen, womit die Probleme für den Pietisten ihren Anfang nahmen. Denn bald „verwickelten ihn seine heterodoxen Ansichten ... die er sowohl mündlich vor seinen Zuhörern als auch in seinen Schriften verfocht, in widerwärtige Streitigkeiten, die schließlich 1697 seine Enthebung von seinem Schulamte, allerdings unter Beibehaltung seiner Besoldung, zur Folge hatten. Auch die Fortsetzung seiner theologischen Vorlesungen wurde ihm untersagt. STÜBEL ließ sich dadurch in seinen Wunderlichkeiten nicht irre machen und hielt sich allen Ernstes für einen Propheten. ... Im übrigen war er ein braver und rechtschaffener Mann, und seine chiliastische Schwärmerei hinderte ihn nicht, sich mit unermüdlichem Eifer seinen wissenschaftlichen Beschäftigungen zu widmen.“ (ebda). STÜBEL, der auch weiterhin theologische wie auch philologische Schriften veröffentlichte, die zu ihrer Zeit und z.T. darüber hinaus weit verbreitet und in schulischem Gebrauch waren, wandte sich nach seiner Entlassung dem journalistischen Fach zu und gab die Monatsschrift "Aufgefangene Brieffe, welche zwischen etzlichen curieusen Personen über den ietzigen Zustand der Staats- und gelehrten Welt gewechselt worden", das zwischen 1699 und 1703 in monatlichen „Paqueten“ in drei Bänden („Ravagen“) erschien. Es war dies „das älteste Journal, das sich der Briefform bedient“ (Kirchner, Zeitschriftenwesen I, S.32), ein Format, das äußerst erfolgreich und im 18.Jahrhundert vielfach imitiert wurde. Auch der "neu-bestellte Agent" ist in Briefform verfasst, inhaltlich verlagert sich der Schwerpunkt aber etwas weg von den historisch-politischen zu den „curieusen Wissenschaften“, zu denen der „Schwärmer“ STÜBEL wohl eine ebensolche Affinität hatte wie zu der Beschäftigung mit der „Judenfrage“, die gleich in der ersten Depeche umfangreich eine Rolle spielt. Zwar berichten weiterhin zahlreiche Briefe über die politischen und gesell-schaftlichen Vorgänge an Europas Höfen, starke Berücksichtigung findet aber zunehmend Ungewöhnliches und Sonderbares wie siamesische Zwillinge, die in mehreren Artikeln beschrieben und auf zwei Kupfern abgebildet werden oder das damals wie heute aktuelle und umstrittene Phänomen der Wünschelrutengängerei u.a.m. Eine höchst curieuse Nachricht darunter und nachträglich von größtem Interesse ist ein früher Bericht über den Flugversuch des Brasilianers BARTHOLOMEU LOURENÇO DE GUSMAO mit einer Darstellung von dessen Luftschiff (in Bd.3, S.815ff., d.i. 9. [= September-] Depeche; Klinckowstroem, Gusmao-Bibliographie 7; vgl. auch dessen Artikel in ZfB, NF I, Bd.III, S.36 ff. und: Ders., Dass. NF.II, Bd.III, S.256ff.). „Das Projekt GUSMAOs ist eines der hartnäckigsten Probleme, die dem Historiker in der Vorgeschichte der Luftfahrt entgegentreten.“ (Klinckowstroem, ZfB, NF.I, S.36). Von dem Flugversuch am portugiesischen Hof in Lissabon hatte wegen der möglichen militärischen Auswirkungen umgehend der dort befindliche „Bischoff von Laybach“ am 4.Mai durch Kurier nach Wien berichtet und diesem eine Zeichnung des Fluggeräts beigegeben. Bericht wie auch Zeichnung fanden umgehend Niederschlag in einem Flugblatt "Abbildung eines sonder-bahren Lufft-Schiffes , Oder: Kunst zu fliegen ...", das (nach Klinckowstroem) als Beilage dem "Wiennerischen Diarium" Nr.609 vom 1.-4.Juni 1709 beigegeben wurde. Dieses Flugblatt ist heute in Bibliothekskatalogen nur einmal nachweisbar (Jena, Thür. ULB; möglicherweise das einzige erhaltene Exemplar). Auf dieses Blatt beziehen sich alle zeitgenöss. Nachrichten von GUSMAOs Flugversuch (vgl. Klinckowstroem). Auch der Bericht in unserer Zeitschrift, der ergänzt wird durch einen Brief aus Wien, fußt darauf. Bemerkenswert ist dabei, dass die Abbildung hier in Teilen abweichend und deutlich detaillierter ist als die des (in ZfB, NF I, Bd.III, S.37 reproduzierten) Flugblatts, also vermutlich nach der nicht erhaltenen Orig.-Zeichnung angefertigt wurde. Das ist in einem Punkt, der Darstellung der im Flugblatt nicht dargestellten „Agtsteine“, von höchst aktueller Bedeutung (Klinckowstroem, für den das um 1909 noch keine Rolle spielte, geht darauf nicht ein), wird hier doch zum wahrscheinlich ersten Mal beschrieben, was als eine Vorrichtung zur Nutzung der Sonnenenergie gedeutet werden kann. In der Erklärung der Figur vom Luft-Schiff heißt es unter Punkt „F.“: „Weiset ein von Eisen-Dratt gemachtes Dach in Form eines Netzes verfertiget, in Dessen Draat-Fäden eine Menge grosser Agtsteinerne Corallen [Bernsteine ?] sollen angefasset werden, so mit einer grossen Würckung wird helffen das Schiff in die Höhe zu erhalten und dieses durch die Hitze Sonnen-Strahlen, durch welche obbemeldete Agtsteine die bimsene Decken werden gegen sich ziehen.“
 
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